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Sara Mitterholzer

Please don’t ask

Nachdem ich mich in den letzten Tage beim Blick auf mein Handy regelmäßig aufgeregt habe, wird es jetzt Zeit für diesen Blogpost! Woher der aufgestaute Ärger kam? Und wieso ich finde, dass gewisse Fragen zum aktuellen Babybauchstatus verboten gehören? Ich erzähl’s dir...


Es geht um jene Nachrichten, die sicherlich mit der liebsten Intention überhaupt abgeschickt wurden, allerdings völlig falsch bei einer auf ihr Kind wartenden Mami aufgenommen werden. Nachrichten wie „Na, wann macht sich der kleine Zwerg auf den Weg?“ oder „Euer Baby fühlt sich anscheinend in deinem Bauch mehr als wohl.“. Gefolgt von „Jetzt wird es aber bald soweit sein, oder?“ Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was ich darauf in meinem momentanen Gefühlsausnahmezustand antworten soll.


Falls du mir zufällig in letzter Zeit so eine Nachricht geschrieben hast, bitte fühl dich durch diesen Beitrag hier nicht persönlich angegriffen. Ich habe es ja selbst bis vor ein paar Wochen nicht gewusst, wie sensibel wir als Schwangere auf dieses Thema reagieren – kann man wahrscheinlich auch gar nicht, wenn man das nicht schon mal selbst erlebt hat. Deshalb bitte nicht in den falschen Hals bekommen! Ich weiß ja, dass es nur lieb gemeint ist.


Wenn ich allerdings etwas aus dieser Sache gelernt habe: Sollten wir noch ein zweites Kind bekommen, werde ich definitiv nicht den errechneten Geburtstermin bekanntgeben. Stattdessen eine ungefähre Angabe machen, wie eben Ende August/ Anfang September. Und lieber so tun als wäre es erst ein bisschen später soweit, denn dann kommt da von außen nicht so der Druck auf einen zu.


Kaum ist nämlich dieser Möchtegern errechnete Geburtstermin erreicht, wird man von allen Seiten nur so von Fragen überrannt. Da interessiert sich niemand mehr dafür, wie es dir geht. Nein, alle erkundigen sich nur, ob denn das Baby schon auf der Welt ist. Nicht nur über’s Telefon, sondern auch in Persona. Letztens hat mich zum Beispiel unsere Hausbesorgerin im Stiegenhaus aufgehalten, um sich nach meinem Geburtsstatus zu erkundigen.


Aber wie es nun mal in der Natur so ist, gibt es keinen fixen Termin für solche Ereignisse. Nur weil Frühlingsbeginn ist, heißt das ja auch noch lange nicht, dass plötzlich Tulpen und co. aus dem Boden sprießen. Und nur weil irgendjemand sich mal eine Formel ausgedacht hat, wie man einen ungefähren Geburtstermin berechnen kann, hat sich das Baby in Mamas Bauch dennoch keinen Wecker gestellt, der genau an diesem besagten Tag klingelt und dem kleinen Wunder dadurch den Impuls gibt, sich innerhalb der nächsten 24 Stunden auf den Weg zu machen.


Bisschen was Wissenschaftliches..

In der Realität ist es nämlich so, dass laut der deutschen Gesundheitsinformation ca. 60% der Frauen ihr Kind vor oder bis zum errechneten Geburtstermin bekommen. Und die restlichen 40% innerhalb von zwei Wochen danach bzw. manchmal sogar noch später.

Wenn Babys im Zeitraum von zwei Wochen vor dem Geburtstermin bis zwei Wochen danach auf die Welt kommen, sprechen Hebammen und Ärzte von "Termingeburten" – also alles andere als ungewöhnlich und vollkommen normal.


Ich weiß also nicht, warum es so in unseren Köpfen verankert ist, dass bei Babys, die sich ein bisschen länger Zeit lassen, automatisch von „übertragen“ die Rede ist. Und das, obwohl es ja fast jede zweite Frau betrifft. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass hier in unserer Gesellschaft Aufklärungsbedarf besteht, sodass mit diesem Thema besser umgegangen wird.


Weil so wie es aktuell ist, machen sich viel zu viele Mamis innerlich Stress, sobald der „Termin“ erreicht ist. Lassen sich von der Ungeduld, die dann sowieso automatisch entsteht und zusätzlich vom sozialen Umfeld vervielfacht wird, zu allen möglichen geburtseinleitenden Maßnahmen verleiten und versuchen dadurch das Zepter wieder selbst ein bisschen mehr in die Hand zu nehmen – ist bei mir übrigens genauso. Aber so funktioniert es nun mal nicht. Wir können noch so viele Tassen Himbeerblättertee trinken, Zimt und Chili essen und unsere Brustwarzen stimulieren – wenn das Universum meint, dass es besser ist, mit der Geburt noch ein paar Tage zu warten, dann ist das so. Unsere Babys haben sehr wohl bereits ihren eigenen Willen und lassen sich von solchen Versuchen nicht beeindrucken. Sie entscheiden selbst, wann sie das Licht der Welt erblicken wollen – davon bin ich zumindest überzeugt. Und das ist auch völlig gut so!


Wenn du eine schwangere Freundin hast...

Dann biete ihr doch an, dass sie sich jederzeit bei dir melden kann, du ein offenes Ohr für sie hast. Teile ihr mit, dass du sie jedoch nicht täglich mit Fragen zum aktuellen „Babybauchstatus“ löcherst, um ihr damit nicht auf die Nerven zu gehen. Komm stattdessen gern auch in ihre Nähe, um ihr bei einem Café oder einem kleinen Spaziergang die Zeit zu vertreiben. Und wünsch ihr ein wundervolles Geburtserlebnis, wann auch immer es dann eben soweit sein mag. Sie weiß das bestimmt voll und ganz zu schätzen und ist dir dafür sehr dankbar.


Und wenn du gerade selbst schwanger bist...

Dann such dir deinen Weg, um mit lästigen Fragen umzugehen. Sich jedes Mal darüber aufzuregen, ist nämlich eher suboptimal. Ich habe jetzt für mich beschlossen, dass ich auf manche nicht mehr antworte. Generell lege ich in den letzten Tagen mein Handy immer weiter weg von mir, möchte mich einfach nicht mit solchen Konversationen auseinandersetzen.


Ich weiß, dass sich die letzten Tage durch das heimliche Warten oftmals total in die Länge ziehen und deshalb psychisch eine große Herausforderung sind. Teilweise wird es auch körperlich immer anstrengender. Deshalb noch mal umso wichtiger, dass du deine Zeit mit für dich schönen Tätigkeiten füllst. Ganz egal, ob das bedeutet, dass du dich in deiner gemütlichen „Höhle“ zuhause mit einem guten Buch ins Bett kuschelst oder deinem Lieblingsrestaurant noch mal einen Besuch abstattest.


Was ich auch gerade besonders genieße, sind Gespräche mit befreundeten Baldmamis, meiner Mama (die ihre drei Kinder auch alle nach dem Termin bekommen hat) und meinem Herzensmann. Weil’s da nicht nur um dieses eine Thema geht. Weil ich das Gefühl habe, dass sie mich total verstehen. Weil sie sich wirklich für mich interessieren. Weil ich da kein Blatt vor den Mund nehme, sondern einfach ausspreche, was mir auf der Zunge liegt. Und genau so einen Austausch wünsch ich auch allen anderen Baldmamis.


In diesem Sinne tu was auch immer dir guttut – sei es noch so ungewöhnlich. Ganz nach dem Motto: „Ich bin schwanger. Ich darf das.“ Und versuche dir dadurch die letzten Tage deiner Schwangerschaft so angenehm wie möglich zu gestalten.


Ich denk an dich,

Deine Sara

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